Physiologisches Schmerzmanagement bei chronischem Schmerz

Physiologisches Schmerzmanagement bei chronischem Schmerz

Das physiologische Schmerzmagement bei chronischem Schmerz ist ein multimodales Konzept.

Es besteht aus den verschiedensten auf den Patienten zugeschnittenen passiven und aktiven Maßnahmen, die auch bei schon lange bestehenden Beschwerden eine Verbesserung der Lebensqualität bewirken können.

Zum einen handelt es sich dabei um Maßnahmen, die gezielt die Funktion bestimmter körperlicher Strukturen (Bsp. Gelenke) verbessern sollen, zum anderen aber auch um Vorgehensweisen, die den möglichen Grad der Aktivität und damit einhergehend das Selbstbild des Patienten verbessern sollen.

Besonders Verbesserungen in diesen Bereichen können rückwirkend wieder Einfluss auf die Lebensqualität von Patienten mit chronischen Schmerzen haben.

Gerade bei Patienten mit schon lange bestehenden und sehr intensiven Schmerzen gilt es besonders einfühlsam Schritt für Schritt herauszufinden in wie weit sich der Schmerz bereits verselbständigt hat.

Die modernen Schmerzwissenschaften lehren uns, dass massiver Schmerz eine Spur im Nervensystem hinterlässt wie eine Fingerkuppe ihren Abdruck auf einem Glas.

Dieser Vergleich ist grob vereinfachend. In der Tat ist es so, dass durch massive anhaltende Schmerzen tatsächlich Veränderungen im Nervensystem stattfinden.

So zu sagen eine Veränderung der Hardware, die zu einer neuen Art der Verarbeitung von sensorischen Reizen führt. So kann, nachdem solche Veränderungen stattgefunden haben, bereits eine leichte Berührung als massiv schmerzhaft empfunden werden.

Weiter kann der durch die Berührung ausgelöste Schmerz noch lange nach der Berührung nachklingen, ohne dass weitere Stimulation durch Berührung erfolgt. Bewegung oder Änderung von Temperatur, ganz gleich welche Art von Reiz kann ebenso den gleichen für den Patient negativen Effekt haben.

Zudem kann das Nervensystem selbst anfangen wie ein Störsender Impulse entstehen zu lassen, die vom Patient als schmerzhaft empfunden werden.

So ist es beispielsweise möglich, dass nach einer Verletzung zu Beginn der Leidensgeschichte die verletzte Struktur längst abgeheilt ist und trotzdem noch ein gesteigertes Maß an Schmerzempfindlichkeit vorliegt bzw. möglicherweise sogar anhaltendende Schmerzen bestehen.

In den individuell vom Patient geschilderten Beschwerden und deren Geschichte gilt es, Hinweise auf bestimmte Muster zu finden, die auf solche Änderungen im Nervensystem und der Wahrnehmung von Schmerz hinweisen.

Durch genau auf das jeweilige Problem abgestimmte Strategien gilt es es die rein körperliche Gesundheit, das Funktionieren von Strukturen (Beispiel: Muskel und Gelenke) zu verbessern. Physiotherapeutische und naturheilkundliche Maßnahmen können sich dabei perfekt ergänzen.

Gleichzeitig jedoch müssen Strategien zur Anwendung gebracht werden, die darauf abzielen die Wahrnehmung von Schmerz dahin gehend zu verändern, dass das Leiden erträglicher wird, vielleicht sogar vollkommen in den Hintergrund tritt.

Die Möglichkeiten hierzu sind vielfältig. Greifen diese Strategien, so wird der Therapeut zunehmend zum Begleiter des immer aktiver werdenden Patienten.

Basis dafür ist in jedem Fall eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Patient und Therapeut auf dem Weg aus dem Teufelskreis hin zur Unabhängigkeit von passiven therapeutischen Maßnahmen.